Gesundheitliche Versorgung erwachsener Betroffener von häuslicher
und sexualisierter Gewalt in Mecklenburg-Vorpommern

Ein Leitfaden für die medizinische Praxis
 

Die meisten Betroffenen von häuslicher und sexualisierter Gewalt tragen körperliche oder psychische Verletzungen oder deren vielfältige Folgeschäden davon, die alle medizinischer Versorgung bedürfen. Eine Kombination von psychischen und körperlichen Folgen ist nicht selten. Viele von Partnerschaftsgewalt Betroffene sprechen nicht von sich aus über die erlittenen Misshandlungen. Sie haben Schuld- oder Schamgefühle, befürchten, dass ihnen nicht geglaubt wird, oder haben Angst, dass die Gewalt durch die Offenbarung weiter eskaliert. Ärztinnen und Ärzte sind daher häufig erste und oft auch einzige Anlaufstelle und nehmen eine zentrale Schlüsselrolle ein. Darin liegt eine große Verantwortung, aber auch eine große Chance zum Durchbrechen der Gewaltspirale.


Fast alle von Gewalt betroffenen Menschen haben Kontakt zu Einrichtungen der Gesundheitsversorgung, sei es, um Erkrankungen und Verletzungen medizinisch versorgen zu lassen oder um Impfungen oder Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen.

Dabei werden die Gewaltanwendungen als Ursache für Verletzungen und Erkrankungen nur selten identifiziert. Zum einen haben gewaltbetroffene Patientinnen und Patienten Scheu, dieses Tabuthema von sich aus anzusprechen. Zum anderen gibt es bei Ärztinnen und Ärzten sowie Mitarbeitenden aus den Gesundheitsfachberufen Berührungsängste, auf Gewaltanwendungen hinzuweisen.
Unklar ist oft, in welchem rechtlichen Handlungsrahmen sie sich dabei bewegen. Es fehlen zudem Informationen über fachlich geeignete Schutz- und Beratungseinrichtungen für die Betroffenen.


Viele Gewaltbetroffene hoffen darauf, auf die Ursachen ihrer Erkrankungen und Verletzungen angesprochen zu werden und Unterstützung zu erhalten.
Ärztinnen und Ärzte können Zeichen von Gewalt erkennen, ihre Patientin oder ihren Patienten behutsam darauf ansprechen und bei Bedarf gemeinsam mit ihnen weitere Schritte zu ihrem Schutz veranlassen.